Eszett

Rechtschreibung Eszett oder Es-zett 

Das ß („Es-zett“, „Eszett“ oder „scharfes s“), der Buchstabe, den das Deutsche jeder anderen Sprache voraus hat, wird mittlerweile seltener benutzt als vor der letzten Reform der deutschen Rechtschreibung. Es wird auch nicht überall im deutschen Sprachraum verwendet; die Schweizer beispielsweise haben nur s und ss. In Deutschland ist jedoch in vielen Fällen das ß vorgeschrieben. Wer noch die alte deutsche Rechtschreibung gelernt hat, musste sich erst mühsam umstellen, aber auch jüngere Menschen ziehen so manches Mal den Duden zu Rate. Auch wenn man dafür etwa beim Kommentieren auf Facebook oder YouTube oder beim Mailen per Smartphone statt ß zunächst ein s eingeben muss, bevor die korrekte Schreibweise angewählt werden kann – die einschlägigen Regeln gelten und sind ganz einfach. Darüber, wann wir Es-zett schreiben, entscheidet die Aussprache.

Den meisten dürfte bekannt sein, dass ß immer stimmlos (scharf) ausgesprochen wird, es heißt ja auch scharfes s. Stimmlose s-Laute kann man jedoch im Prinzip auch als ss schreiben. Die Variante ss existiert parallel zum ß, das aber nicht in denselben Fällen zur Anwendung kommt wie das ss. Zusätzlich zum Stimmeinsatz bei der Aussprache des s-Lautes ist die Länge des unmittelbar davor stehenden Vokals (Selbstlautes) entscheidend. Doppellaute (ai, au, äu, ei, eu) zählen in diesem Zusammenhang zu den langen Vokalen. Im Folgenden erhalten Sie hierzu genauere Informationen.

 

Erkennen der Vokallänge und des Stimmeinsatzes

Nicht jedem fällt es leicht, lange Selbstlaute von kurzen oder stimmhafte Mitlaute von stimmlosen zu unterscheiden. Nicht nur Akzentvarianten unserer Sprache machen hier große Probleme. Es erfordert daher einige Übung, diese Kriterien zu verwenden.

Die relative Länge eines Vokals lässt sich am besten mit sogenannten Minimalpaaren erfassen – zwei Wörtern, die sich nur in der Vokallänge unterscheiden. Beispiel: Busse (kurz) – Buße (lang). Wer einen Akzent spricht, bei dem einige im Hochdeutschen lange Vokale kurz ausgesprochen werden – Beispiel: /a / in Glas oder Rad im Westfälischen -, könnte durch diese erschwerten Bedingungen in Einzelfällen große Probleme mit den Kriterien für ß bekommen - z. B. bei einsilbigen Wörtern wie Spaß. In manchen Gegenden werden zudem s-Laute, die im Hochdeutschen stimmhaft ausgesprochen werden, stimmlos gebildet und umgekehrt. In solchen Fällen hilft zum Beispiel das Duden Aussprachewörterbuch.

Einen stimmhaften Mitlaut erkennt man ansonsten im Zweifel am einfachsten daran, dass der Kehlkopf beim Aussprechen dieses Lautes vibriert. Dies kann man von außen mit der Hand am Hals fühlen. Ist das bei einem entsprechend dem geltenden Standard ausgesprochenen s-Laut der Fall, so darf man diesen nicht mit ß schreiben (in der Regel auch nicht mit ss). Vibriert der Kehlkopf nicht, ist der Laut stimmlos (scharf), und die Länge des vorangehenden Vokals entscheidet beim s-Laut über die Schreibung.

 

ß, s oder ss? Regeln und Beispiele 

Ein ß (Es-zett oder Eszett) steht nur bei stimmlosem s-Laut, und zwar nur nach langem Vokal oder nach den Doppellauten (Diphthongen) ai, au, äu, ei, eu. Was nach dem stimmlosen s-Laut folgt, ist für die Schreibweise unerheblich. Diese Kriterien sind aber lediglich notwendig, nicht aber hinreichend für die Verwendung eines ß (siehe s nach langem Vokal, z. B. lesen). Sie schließen aber im Standarddeutschen die Verwendung eines ss aus. Somit bilden sie ein wirksames Entscheidungskriterium bei der Frage, ob ß oder ss steht. Bei Wörtern, von denen es Formen mit stimmhaftem s gibt, muss man ein einfaches s schreiben. (Glas , Gläschen -> Gläser, Haus -> Häuser).

Die Regel, dass nach einem kurzen Vokal kein ß stehen kann, ist noch neu, ältere Generationen müssen dabei besonders aufpassen.

 

Hier einige Beispiele für die Schreibung stimmloser s-Laute in verschiedenen Umgebungen:

 

 

Nach langem Vokal

Nach kurzem Vokal

Nach Doppellaut

aß, auß

Maß, Spaß, aß

 

außen

as, aus

Glas, Aas

Mast, Atlas

aus, Haus

ass

 

Masse, Rasse, Pass, nass

 

ieß, eiß

gießen, ließ

 

Geiß, fleißig, reißt

i(e)s, eis

Anis, dies, Lieschen, Biest

Firnis, Wildnis, Liste

Geist, Eis

iss

 

Kissen, Riss

 

Stoß, groß, bloß

 

 

os

Los, Moos

Rost, Rhodos

 

oss

 

Ross

 

uß, euß

Muße, Gruß, Fuß

 

scheußlich

us, eus

Mus

Genus , Tonus

schleust

uss

 

muss, Nuss, Genuss, Lust

 

äß, äuß

mäßig, Späße, gefräßig

 

äußerlich, Sträuße

äs, äus

Gläschen, Frästechnik

mästen , lästig

häuslich, Mäuschen

äss

 

hässlich, Tässchen, Nässe

 

öß

Stößel, Blöße, Größe

 

 

ös

tröstlich, böswillig

östlich, köstlich

 

öss

 

Rösslein

 

üß

müßig, süß

 

 

üs

Büste, Wüste

Küste, rüstig

 

üss

 

Nüsschen, Schlüssel, küsst

 

 

Ausnahmen

Hier noch einige Informationen über Ausnahmen von den erwähnten Regeln:

 

Bei alten Namen sind Abweichungen von den Regeln unserer aktuellen Rechtschreibung häufig:

  • Schloß Holte-Stukenbrock (Ortsname), aber: das Schloss
  • Paßmann, Plaß (Personennamen) – diese Schreibung existiert neben der Schreibweise Passmann bzw. Plass
  • Neuss (Ortsname)
  • Haussmann (Personenname)

Weitere Ausnahmen betreffen die Schrift bzw. das Schreibinstrument, das verwendet wird:

Da es beim ß keinen entsprechenden Großbuchstaben gibt, darf man bei komplett in Großbuchstaben geschriebenen Wörtern dafür ein ss schreiben, sofern nicht aus Gründen der Eindeutigkeit ein ß erforderlich ist.

Wer keine deutsche Tastatur zur Verfügung hat, darf das ß durch ss ersetzen. Allerdings findet sich das ß auch in den Sonderzeichentabellen der Textverarbeitungsprogramme und lässt sich leicht einfügen. Im Smartphone findet man nicht zu jedem Wort korrekte Vorgaben, aber in sozialen Netzwerken wie Facebook kommt es beispielsweise auf die Feinheiten nicht so sehr an.

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